Unter einer Strassenlaterne steht ein Betrunkener und sucht verzweifelt seine Schlüssel. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: “Meine Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schliesslich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, die Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: “Nein, nicht hier, sondern dort hinten — aber dort ist es viel zu dunkel.” (Aus: Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick)
Der Fokus der meisten Veränderungsvorhaben beschränkt sich auf die sichtbaren Probleme und die Behandlung von Symptomen, anstatt den Ursachen auf den Grund zu gehen. Der Wandel wird von oben verordnet und mit einem standardisierten Ausbildungs- und Trainingskonzept, fernab vom Alltag soll das gewünschte Verhalten umgesetzt und das Problem rasch möglichst gelöst werden. Dieser sogenannte «Wandel erster Ordnung» findet im «Aussen» statt und ist nicht nachhaltig. Die Betroffenen kehren früher oder später wieder zu ihren bekannten und gewohnten Verhaltensmuster zurück. Um Menschen und ihr Verhalten nachhaltig zu verändern, muss der Wandel im «Innen» geschehen. Die Führung muss den Blick auf die Vielfalt der Menschen richten und sich intensiv mit dem einzelnen, einzigartigen Menschen befassen und auseinandersetzen. Menschen widersetzen sich nicht grundsätzlich Veränderungen, sondern dem Schmerz des Loslassens von Gewohnheiten und der Angst vor der unbekannten Zukunft. Die Führungskräfte müssen die Perspektive der Betroffenen bezüglich des Wandels einnehmen, die Ursachen und den Ursprung für die Widerstände erkennen und verstehen. Sie müssen die Menschen auf dem Weg zu ihren verdeckten Gefühlen begleiten und helfen, diese zu entdecken. Jeder Mensch hat seine individuelle Geschichte und seine Erfahrungen mit Wandel. Diese Geschichten müssen beleuchtet und verstanden werden, damit der tiefgreifende «Wandel zweiter Ordnung» stattfinden kann. Nur die ganzheitliche Betrachtung und das umfassende Verständnis von Denken, Handeln und Fühlen löst selbstorganisierte Wandlungsprozesse aus.
