Erfahrungen

Oktober 5, 2023

Warum Veränderungen schwierig sind, wie wir lernen können uns darauf einzulassen und was Führungskräfte in Veränderungsprozessen beachten müssen

Warum Veränderungen schwierig sind, wie wir lernen können uns darauf einzulassen und was Führungskräfte in Veränderungsprozessen beachten müssen

Du tust dich noch schwer mit Veränderungen umzugehen? Fragst du dich manchmal «Warum ich?» oder «Soll ich das wirklich?» Du befindest dich in einer beruflichen oder persönlichen Krise und fragst dich, wie du gestärkt herauskommen kannst? Du bist nicht alleine, 80% der Menschen finden es schwierig, mit Veränderungen umzugehen.

Im Vorfeld zum womenmatter/s Networking-Anlass zum Thema «Veränderung meistern» am 16.9 an der Industrienacht Basel haben wir mit unseren beiden Gästen Lukas Camenzind und Pascale Rey-Widmer darüber gesprochen, wie wir mit Veränderungen umgehen können und was Führungskräfte in Veränderungsprozessen für ihre Mitarbeitenden tun können.

Lukas, warum tun wir uns so schwer mit Veränderungen?

Gemäss aktuellen Forschungen haben nur 20% der Menschen genetisch bedingt Spass am Neuen. 80%, sprich die Mehrheit der Menschen, braucht hingegen Sicherheit, Verlässlichkeit und Gewohnheit, um sich wohlzufühlen, selbst dann, wenn ihnen das Gewohnte nicht guttut. Grundsätzlich sind Menschen bereit, sich zu verändern, wenn sie einen Vorteil von dieser Veränderung haben.

Der Vorteil kann auch im Vermeiden oder Beenden eines Nachteils liegen. Das bedeutet wiederum, es muss gelingen, der Veränderung einen individuellen Sinn zu geben. Dieser Sinn kann weder befohlen werden noch reicht der Appell an die Einsicht.

Menschen können sich verändern, sogar grundlegend, aber nur dann, wenn sie es selbst wollen. Veränderungen lösen in der Folge eine Unmenge an unterschiedlichen Herausforderungen und Emotionen aus.

Pascale, wie können wir uns besser auf Veränderungen einlassen?

  • Feel your emotions!

    Wenn diese Emotionen positiv – z.B. bei Vorfreude oder Lust auf das Neue – sind, ist es natürlich einfach. Etwas schwieriger ist es bei negativen Emotionen wie Unsicherheit, Verwirrung oder Angst. Du tust dir aber keinen Gefallen, diese zu ignorieren, zu überspielen oder gar zu unterdrücken.

    Wenn du genau hinfühlst, deine Emotionen wahr- und ernst nimmst, können dir auch vordergründig negative Emotionen helfen, Veränderungen gut zu meistern: zum Beispiel indem du sie mit deiner Vorgesetzten ansprichst und so zu Klärung von Unsicherheiten beiträgst. Und es hilft auch beim nächsten Punkt.

  • Get (back) into the driver’s seat!

    Veränderungen sind oft auch schwierig für uns, weil sie uns das Gefühl geben, Kontrolle zu verlieren. Deshalb ist es hilfreich, wenn wir Möglichkeiten suchen, in der Veränderung Einfluss zu nehmen.

    • Dein Team wird umstrukturiert? – Nutze die Gelegenheit, um eine Rolle mit mehr Verantwortung zu erhalten.

    • Deine Grossmama ist gestorben? – Gestalte einen Teil der Abschiedsfeier selber.

    • Dein Arbeitsort wird von Zürich nach Bern verlegt? – Suche ein Hobby, das du während dem Pendeln ausüben kannst.

    Auch wenn die Beispiele banal oder plakativ klingen oder der Einfluss noch so klein ist: du erlebst damit, dass du Einfluss nehmen kannst und signalisierst deinem Gehirn das Gefühl von Kontrolle. Und wenn uns das gelingt, ist es wichtig, dies bewusst wahrzunehmen und zu zelebrieren, womit wir zum letzten Punkt kommen.

  • Practice your focus!

    Viele Ratgeber reden davon, «die Veränderung als Chance zu sehen» und «auf das Positive zu fokussieren». Unser Gehirn funktioniert aber nicht so, dass das einfach so gelingt. Ein positiver Fokus muss trainiert werden wie ein Muskel. Dabei kann uns eine Übung aus der positiven Psychologie helfen: Schreib dir jeweils Abends drei Dinge auf, die heute gut gelungen sind (oder bei denen du im Driver’s Seat warst). Wenn du das über eine gewisse Zeit machst, lernt dein Gehirn, diese Dinge auch stärker wahrzunehmen.

    Du wirst sehen: nach einer Weile wird die Liste sogar länger.

Was können wir als Führungskraft tun, um Menschen in Veränderungsprozessen zu begleiten?
Pascale:
Nicht nur aber besonders in Veränderungsprozessen ist Vertrauen zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten unglaublich wichtig. Deshalb ist alles, was Vertrauen pflegt, auch hilfreich, Menschen in Veränderungen zu begleiten. Dazu kann z.B. gehören

  • Eine möglichst transparente und authentische Kommunikation

  • Ein sorgsamer und sorgfältiger Umgang mit Emotionen der Mitarbeitenden (und natürlich auch mit den eigenen)

  • Ein angstfreies Umfeld schaffen, das Raum lässt für Fehler im Lernprozess

  • Die Mitarbeitenden im Veränderungsprozess einbinden und über verhandelbare Details entscheiden lassen

Lukas: Die Führung muss den Blick auf die Vielfalt der Menschen richten und sich intensiv mit dem einzelnen, einzigartigen Menschen befassen und auseinandersetzen.

Menschen widersetzen sich nicht grundsätzlich Veränderungen, sondern dem Schmerz des Loslassens von Gewohnheiten und der Angst vor der unbekannten Zukunft.

Führungskräfte müssen die Perspektive der Betroffenen bezüglich der Veränderung einnehmen, die Ursachen und den Ursprung für die Widerstände erkennen und verstehen. Sie müssen die Menschen auf dem Weg zu ihren verdeckten Gefühlen begleiten und helfen, diese zu entdecken. Jeder Mensch hat seine individuelle Geschichte und seine Erfahrungen mit Veränderungen. Diese Geschichten müssen beleuchtet und verstanden werden, damit nachhaltige Veränderungen stattfinden können. Nur die ganzheitliche Betrachtung und das umfassende Verständnis von Denken, Handeln und Fühlen löst selbstorganisierte Veränderungsprozesse aus. Es braucht viel Einfühlungsvermögen, Empathie und Mitgefühl, um die Sichtweisen und Gefühle der betroffenen Menschen verstehen zu können.

Im Rahmen der Industrienacht Basel am 16.9.22 findet beim Fashion-Accessoires-Hersteller Fossil und gemeinsam mit Weleda unser Netzwerkanlass statt.

Lerne Lukas und Pascale persönlich kennen und erfahre noch mehr über den Umgang mit Veränderung. Nutze deine Chance:

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